Nutzen von Tranexamsäure überwiegt das potentielle thromboembolische Risiko

Tranexamsäure (TXA) ist ein hochpotentes Antifibrinolytikum und wird daher seit vielen Jahrzehnten zur Therapie schwerer Blutungen eingesetzt. Die pharmakologische Wirkung von TXA beruht auf der Blockierung von Lysinbindungsstellen im Plasminogen, wodurch dessen Bindung an Fibrin verhindert wird, wo es normalerweise für die Aktivierung durch den Gewebeplasminogenaktivator zur Verfügung stehen würde.

Im Rahmen des neu aufkommenden Patient Blood Management rückt der Fokus nun zunehmend auf eine frühzeitigere prophylaktische Gabe von TXA zur Vermeidung von Gerinnungsstörungen und Blutungen und damit zur Vermeidung unnötiger Bluttransfusionen. Tranexamsäure schont also die wertvollen Blutressourcen und erfährt dabei eine gesteigerte Begeisterung.

Mit Ausdehnung der Indikation und einem liberalen Einsatz rücken jedoch neue Fragen zu potentiellen Risiken in den Vordergrund. Es besteht eine gewisse Skepsis, ob durch den prophylaktischen Einsatz intravenöser TXA neue Blutgerinnsel, so genannten Thrombosen oder Embolien, gehäuft auftreten könnten. Hierunter fallen zum Beispiel Beinvenenthrombosen, Lungenembolien, Schlaganfälle oder Herzinfarkte.

Genau dieser Frage widmet sich die aktuelle systematische Übersichtsarbeit, Meta-Analyse und Meta-Regression von Taeuber et al. mit über 200 randomisiert kontrollierten Studien, welche im Fachjournal „JAMA Surgery“ publiziert wurde. Eingeschlossen wurden Studien, die intravenös applizierte Tranexamsäure mit einem Placebo oder einer Kontrolle verglichen. Hierbei wurden mehr als 125 000 Patienten aus verschiedensten medizinischen Fachrichtungen berücksichtigt.

Die Ergebnisse der Studie konnten nun erstmalig zeigen, dass weder Thrombosen noch Embolien unter Tranexamsäure gehäuft auftraten. Gleichzeitig konnten bisherige Studienergebnisse bestätigt werden, dass die allgemeine Sterberate und insbesondere die durch Blutungen bedingte Sterberate durch Tranexamsäure signifikant reduziert werden. Die Resultate wurden mittels unterschiedlicher Rechenmodelle auf ihre Beständigkeit und Robustheit geprüft.

Zusammengefasst überwiegt der Nutzen einer intravenösen Gabe von Tranexamsäure als Prophylaxe das potentielle thromboembolische Risiko, und bildet damit einen wichtigen Baustein im Patient Blood Management zur Vermeidung von Gerinnungsstörungen, Reduzierung des Blutungsrisikos sowie Schonung der wertvollen Ressource Blut.

Die Originalarbeit kann unter diesem Link abgerufen werden.